Archiv für den Monat: November 2018

08 Workshop Diskriminerung

„Gemeinsam statt einsam“ – Die Schülervertreter_innen der Anna-Seghers-Gemeinschaftsschule in Berlin-Köpenick wollen sich gegen Diskriminierung einsetzen

„Wir wollen an einer Schule lernen, in der alle sich respektieren, sich akzeptieren, Grenzen einhalten und Courage zeigen.“ So steht es auf dem Plakat einer Projektgruppe, die sich den Namen „Gemeinsam statt einsam“ gegeben hat. Sie wollen Projekttage gegen Diskriminierung an ihrer Schule organisieren und für Wahrnehmung sorgen.

Das Projekt ist eines der Ergebnisse eines Seminars mit der Schülervertretung der Anna-Seghers-Gemeinschaftsschule aus Berlin-Köpenick, mit der die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein seit über zehn Jahren zusammenarbeitet. Vom 8. bis 12. Oktober 2018 waren Schüler_innen der Klassen 5 bis 12 für eine Woche zu Gast in Werftpfuhl, die meisten waren Klassensprecher_innen oder Stellvertreter_innen.

Ziel des Seminars war es, die Kinder und Jugendlichen zu ermutigen und zu befähigen, sich für ihre Interessen einzusetzen, Engagement und Mitbestimmung zu trainieren und Projekte zu entwickeln, die an ihrer Schule Wirkung entfalten.

Bildungsreferentin Bettina Dettendorfer findet, dass dies gelungen ist: „Es war beeindruckend zu erleben, mit welchem Einsatz sich die Schüler_innen eingebracht haben, mit welchem Selbstbewusstsein sie ihre Sitzungen geleitet und ihre Anliegen vorgebracht haben und welche Themen ihren wichtig waren“, so Dettendorfer. Besonders freut sie, dass ein Projekt entwickelt wurde, das sich gegen Diskriminierung wendet.

Die Initiative hierzu kam wie bei allen Projekten von den Schüler_innen selbst. In einer vorangegangenen Workshop-Einheit gab es unter anderem eine Einführung in das Thema „Diskriminierung“, die auf besonders großes Interesse gestoßen war. In der Projektentwicklung wurden selbst erlebte Beispiele für Mobbing, Ausgrenzung und Diskriminierung und Rassismus gesammelt und eine Abgrenzung der Begriffe vorgenommen.

Um das eingangs zitierte Ziel zu erreichen, wollen die Schülervertreter_innen das Problem auf einer Vollversammlung ansprechen. Anschließend sollen Projekttage an der ganzen Schule organisiert werden, in denen alle für die Thematik sensibilisiert werden und Handlungsstrategien dagegen entwickeln können. Zugleich wünschen sich die Schüler_innen, dass ihre Schule das Label „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erhält und wollen die dafür notwendigen Unterschriften sammeln. Sie haben es satt, dass ihre Schule unter Gleichaltrigen als „rechts“ gilt und wollen gerade in Zeiten von zunehmender Hetze ein Zeichen setzen, betonen sie.

„Hier engagieren sich zum Teil noch sehr junge Jungendliche und wollen aktiv auf ihre Mitschüler_innen einwirken, sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung einzusetzen. Das entspricht genau dem Ziel unseres Modellprojekts“, freut sich Dettendorfer. Sie bezieht sich auf das Projekt „Es ist deine Kampagne – (inter)aktiv für eine lebendige Demokratie!“, das die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ durchführt. Das Seminar mit der Anna-Seghers-Schule fand als Teil dieses Projekts statt.

Möglichkeiten, sich einzubringen und das Seminarprogramm mitzubestimmen, gab es in der gesamten Seminarwoche. Aus Ideen der Schüler_innen entstanden die Projekte, die sie an ihrer Schule umsetzen wollen. Diese wurden allen präsentiert und gemeinsam diskutiert. Neben einer grüneren, freundlichen Schulhofgestaltung und sauberen Toiletten wurde auch die Einführung einer Uni-Sex-Toilette geplant und ein Video gedreht, das die Arbeit des Vorstands der Schülervertretung erklärt und zur Mitarbeit einlädt.

Die kontinuierliche Arbeit mit der Schülervertretung der Anna-Seghers-Schule zeigt Erfolge. Das meint nicht nur Dettendorfer. Auch die Schüler_innen, von denen einige seit vielen Jahren regelmäßig wieder dabei sind, sind begeistert, dass sie sich selbst und ihre Arbeit weiterentwickeln konnten. So wurde in den letzten Jahren ein eigener Raum für die Schülervertretung eingerichtet, Vollversammlungen wurden eingeführt und die Arbeit in einem Team organisiert, das auch jüngere Schüler_innen einbezieht.

„Auf diese Weise erfahren Kinder und Jugendliche, wie Demokratie funktioniert, dass Mitbestimmung wirkungsvoll sein und dabei sogar Spaß machen kann“, fasst Dettendorfer zusammen. So wachsen junge Menschen heran, die sich von sich aus „aktiv für eine lebendige Demokratie“ einsetzen.

 

Klassensprecher_innen vom „Grünen Campus Malchow“ haben vom 5.-9.11.2018 Projekte entwickelt – auch eines gegen Diskriminierung.

Die Gemeinschaftsschule „Grüner Campus Malchow“ aus Berlin-Lichtenberg möchte ihre Schülervertretung stärken und aktivieren. Dazu waren vom 5. bis 9. November 2018 die Klassensprecher_innen und Stellvertreter_innen der Klassen 4 bis 7 in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein zu Gast.

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Seit 3 Jahren kooperieren die Schule und die Bildungsstätte im Bereich der SV-Arbeit. Sie begann mit einem Seminar für die vierten bis sechsten Klassen und soll nun schrittweise auch auf die älteren Jahrgänge der Schülervertretung ausgeweitet werden. „Es ist sinnvoll, gerade in den unteren Klassen zu beginnen, und die Klassensprecher_innen in ihrer Rolle zu stärken, weil vielen noch unklar ist, welche Aufgaben und Rechte sie haben und wie sie ihr Amt am besten ausfüllen“, verdeutlicht Scholz.

Um diese Themen ging es zunächst in der Seminarwoche. Anschließend konnten die Kinder in unterschiedlichen Workshops lernen, ihre Anliegen überzeugend vorzutragen und vor der Klasse zu reden. Durch diese Workshops gewannen Selbstbewusstsein und verloren die Scheu, ihre Anliegen öffentlich vorzutragen

Im zweiten Teil des Seminars ging es um die Zukunft: Die Klassensprecher_innen wurden danach gefragt, was sie an der Schule verändern wollten. Daraus wurden konkrete Projekte entwickelt, die die Schüler_innen an ihrer Schule verfolgen wollen.

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Aus eigenen Erfahrungen mit Mobbing, Ausgrenzung und Diskriminierung entstand der Wunsch, sich dagegen an der Schule einzusetzen. So wurde ein Projekt entwickelt, mit dem sich die Neun- bis Zwölfjährigen dafür einsetzen, dass es an ihrer Schule eine Vollversammlung und Workshops oder Projekttage geben soll, in denen alle für die Thematik sensibilisiert werden und lernen, sich dagegen einzusetzen, wenn sie selbst oder ihre Mitschüler_innen davon betroffen sind.

Bildungsreferent Tim Scholz freut sich über dieses Seminarergebnis besonders: „Dass sich Kinder aus eigener Initiative im Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung engagieren und auf Gleichaltrige einwirken wollen – das ist genau das Ziel unseres Kampagneprojektes.

Für Scholz sind die Seminarergebnisse ein Beweis, dass die Arbeit mit Schülervertreter_innen bereits in so jungen Jahren erfolgreich ist: „Die Kinder gehen selbstbewusst aus dem Seminar und haben in unserer Bildungsstätte die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, seine Interessen zu vertreten und sich aktiv für andere einzusetzen.“